Sonntag, 11. Mai 2014

Salzburg Marathon 2014

Jetzt ist mittlerweile schon eine Woche seit dem Salzburg Marathon vergangen und ich habe noch immer nicht berichtet. Da es aber auch noch keine offizielle Ergebnisliste der Wiener Meisterschaften gibt, mach ich mir diesbezüglich jetzt auch kein schlechtes Gewissen ;-)

Nach dem St. Ruprechter Marktlauf habe ich es mit viel Feingefühl noch geschafft, aus dem Übertraining raus zu kommen und trotzdem das Programm bestmöglich zu absolvieren. Allerdings fühlte ich mich eine Woche vor dem Marathon nicht so besonders, was sich aber in der letzten Woche noch besserte, sodass ich am Samstag vorm Marathon schon wieder ein gutes Gefühl hatte.

Am Samstag war es dann auch endgültig Zeit, mir mal über meine Erwartungen Gedanken zu machen: Die Österreichischen Meisterschaften waren für mich noch kein Thema, aber ich konnte den Vorteil des starken Starterfeldes nutzen. Bei den Wiener Meisterschaften sah es schon anders aus. Von den mir bekannten Läufern, die auf der Starterliste standen, konnte ich mir auf meinem Leistungsniveau ein Duell mit Romed Rauth (war nicht am Start), Tomasz Sommer und Alfred Sungi vorstellen. Somit ging es für mich um eine Landesmeisterschaftsmedaille. Primär ging es mir aber natürlich um meine eigene Zeit. Diese konnte ich mir zwischen 2:35 und 2:38 vorstellen, was deutlich unter meiner persönlichen Bestzeit von 2:47:23 lag. Ich notierte mir die 5km Zwischenzeiten für die entsprechenden Zielzeiten. Dementsprechend nahm ich mir vor, im Idealfall ein Tempo zwischen 3:40 und 3:45 zu laufen. Und nicht schneller!
Foto: Nik Nedwed - www.lauftiger.at
Als am Sonntag der Startschuss fiel, begann die Challenge auch schon. Die Masse setzte sich in Bewegung und ich musste mich konzentrieren, nicht zu schnell los zu laufen. Es machte richtig Spaß, denn das 3:40/45er Tempo, welches ich zuvor im Training mühsam durchdrückte, fühlte sich in der Masse an wie gemütliches Joggen. Obwohl ich mich bremste, waren die ersten Kilometer leicht unter 3:40 und die ersten 5 Kilometer waren mit 18:18 leicht unter der schnelleren Zwischenzeit (18:20). Zu diesem Zeitpunkt begann sich auch eine Gruppe zu formieren, in der ich mich sehr wohl fühlte. Bei Kilometer 10 hatten wir eine Zwischenzeit von 36:43, also knapp über der schnelleren Zwischenzeit. Ich fühlte mich super und hatte das Gefühl, noch locker schneller laufen zu können. Trotzdem machte es mich etwas unsicher, dass ich so knapp an der schnellen Zwischenzeit war. Da ich testweise mit Pulsgurt lief, warf ich ab und zu einen Blick auf meinen Puls, was mir Sicherheit gab, denn er blieb die ganze Zeit im einigermaßen grünen Bereich. Dennoch hatte ich irgendwie das Gefühl, dass mir das Tempo auf Dauer zu schnell sein könnte und ich spielte mit dem Gedanken, an Tempo raus zu nehmen. Ich machte es aber nicht, da ich nicht unnötig alleine laufen wollte.
Foto: Iris Lechner

Ca bei Kilometer 12 lief Tomasz Sommer von hinten auf unsere Gruppe auf, und schloss sich uns an. Ich nahm mir aber vor, dass ich, was auch immer passieren sollte, mein Tempo weiterlaufen würde, denn es war noch viel zu früh für irgendwelche taktischen Spielchen. Wir passierten Kilometer 15 mit einer Zwischenzeit von 55min, was genau dem schnelleren 3:40er Schnitt entsprach. Jetzt ging es in die Stadt und damit kamen auch die mir von 2012 bekannten Höhenunterschiede. In diesem Jahr verlor sich meine Gruppe in diesem Streckenabschnitt. Da ich darauf eingestellt war, lief ich noch etwas in der Gruppe mit und ließ mich, als ich merkte, dass mir das Tempo endgültig zu schnell wurde, aus der Gruppe rausfallen. Trotzdem passierte ich die Halbmarathonmarke bei einer Zeit von 1:17:31, was bei einer gleich schnellen zweiten Runde eine Zeit von 2:35 bedeuten würde.
 
Foto: Nik Nedwed - www.lauftiger.at
Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass es mir zu schnell war und ich machte mir Sorgen, wie es mir wohl in der zweiten Runde gehen würde. Aber ich versuchte positiv zu denken und führte mir vor Augen, dass ich immerhin schon die Hälfte hinter mir hatte und bis jetzt alles gut ging. Ich hatte auch das Glück, dass ich gleich auf 2 Läufer auflief, mit denen ich die Hellbrunner Allee runterlaufen konnte. Irgendwie wurde ich aber das Gefühl nicht los, dass wir zu schnell unterwegs waren. Als ich auf die Uhr schaute, merkte ich aber dass die Pace langsamer als zuvor war. Mir wurde klar, dass meine Speicher wohl oder übel zur Neige gehen und es bald hart werden würde. Bei Kilometer 25 war ich aber noch gut im Rennen und ich ich freute mich, dass es verhältnismäßig gut lief. 2012 hatte ich hier nämlich schon ziemliche Probleme gehabt.
Foto: Franz Unger
Die Gruppe löste sich nun langsam auf. Ab ca. Kilometer 30 musste ich endgültig alleine laufen. Die Zwischenzeit war mit 1:50:33 noch ziemlich gut. Aber ich merkte immer mehr, dass ich das Tempo nicht mehr so gut halten konnte. Es wurde immer wie anstrengender und ab Kilometer 32  wurde ich mit jedem Kilometer immer langsamer. Ich versuchte weiterhin möglichst schnell zu laufen und führte mir mit jedem Kilometer vor Augen, dass es nicht mehr so weit war. Mit 2:09:52 war ich bei Kilometer 35 immer noch auf einem sicheren sub 2:38er Kurs. Aber ich wusste das mein Tempo von Kilometer zu Kilometer langsamer werden würde. Bei Kilometer 40 war ich mit 2:30:16 immer noch auf dem Weg Richtung 2:38. Aber ich wusste, dass ich dieses Tempo nicht mehr halten konnte und hoffte durch die Altstadt nicht zu viel Zeit zu verlieren und noch unter 2:40 zu finishen.
Foto: Iris Lechner
Kurz vor Kilometer 42 gab es noch eine kurze, aber ordentliche Steigung und dann ging es nur mehr leicht bergab. Jetzt gab ich alles. Auf der Zielgeraden wurde ich noch von 2 Läufern überholt, was mich aber nicht störte, denn ich hatte nur mehr die Zeit vor Augen.
Schließlich gelang es mir, mit einer Bruttozeit von 2:39:59 gerade noch unter die 2:40 zu kommen. Ich war überglücklich, im Ziel angekommen zu sein und genoss es so richtig. Auch meine Teamkollegen Clemens und Kristof erreichten mit persönlichen Bestzeiten das Ziel und so durften wir uns neben persönlichen Erfolgen auch über einen 9. Platz in der Teamwertung der Österreichischen und über einen 3. Platz in der Teamwertung der Wiener Meisterschaften freuen. Tomasz Sommer war mit einer 2:38er deutlich vor mir. Alfred Sungi hatte keinen guten Tag und war ein gutes Stück hinter mir. Da außer Tomasz keine Wiener mehr vor mir waren, bedeutete dies für mich den zweiten Platz bei den Wiener Meisterschaften. Bei den Österreichischen Meisterschaften erreichte ich Platz 16.

Foto: Nik Nedwed - www.lauftiger.at
Mit einer Meisterschaftsmedaille (auch wenn ich sie mangels Siegerehrung noch nicht erhalten habe) hatte ich mein Ziel erreicht. Von der Zeit hatte ich mir zwar etwas mehr erwartet, aber ich bin trotzdem glücklich damit, denn schließlich bin ich persönliche Bestzeit gelaufen und blieb unter 2:40. Ich hatte mir wohl etwas zu hohe Erwartungen gemacht. Wenn ich die erste Runde ein bisschen langsamer gelaufen wäre, hätte ich den Leistungseinbruch am Schluss möglicherweise vermeiden können und die eine oder andere Minute gutmachen können. Man kann halt beim Marathon gar nicht langsam genug anfangen. Ich habe wieder viel dazugelernt und merke, dass ich mich in den zwei Jahren schon wesentlich gesteigert habe und glaube aber auch, dass da noch einiges geht. Ich möchte mich hiermit noch bei allen bedanken, die mich immer wieder unterstützen und das Laufen für mich zur schönsten Sportart der Welt machen.

Jetzt heißt es erst mal regenerieren, um nächste Woche beim Veganen Lauffest gegen Leiden in München 100km laufen zu können. Nach einer Woche Pause fühlt sich das Laufen immer noch ein bisschen komisch an. Da ich aber keine zeitlichen Ambitionen habe, hoffe ich, dass ich den Lauf schon irgendwie gut überstehen werde. Danach werde ich mir noch 1-2 Wochen Ruhe gönnen und langsam in die Bergmarathonsaison starten.

Eigentlich wollte ich ein Foto vom guten veganen Essen in Salzburg posten, aber ich habe vergessen ein Bild zu machen. Deshalb gibt's ein Bild von der abendlichen Regenerations"pizza". Tolle Improvisation zu später Stunde von Iris mit einem Polenta-Quinoa-Teig und Belag aus Spinat, Tomaten, Zwiebel, Räuchertofu, Oliven, Tomaten und Pesto.