Mittwoch, 3. Juli 2013

Veitscher Grenzstaffellauf Österreichische Bergmarathonmeisterschaften

Voller Erwartungen und perfekt vorbereitet durch den tollen Trainingsplan, den ich mit Mag. Andreas Streif erstellt hatte, fuhr ich am Samstag in der Früh gemeinsam mit Clemens, Iris und Kristof in die Veitsch, um dort im Rahmen des traditionellen Grenzstaffellaufs an den Österreichischen Meisterschaften im Bergmarathon teilzunehmen. Das Training in den letzten 10 Wochen lief gut und ich fühlte mich topfit. Ich konnte mir diesmal wirklich vorstellen, möglicherweise einen Platz in den Top 5 zu ergattern.
Unser Team gemeinsam mit dem veganen Race Across America Finisher Franz Preihs. Foto: Michaela Preihs
Die einzige Sorge die ich hatte, war, dass ich mich etwas zu kampflustig und möglicherweise übermotiviert fühlte. Dadurch hatte ich Angst, dass ich den Anfang zu schnell laufen und so zu Beginn schon meine Reserven verbrauchen würde. Aber ich versuchte dem entgegenzuwirken, indem ich mir ganz fest vornahm, unbedingt auf mein Gefühl zu hören und mein Tempo dementsprechend zu drosseln. Wie Josef Loidolt, mein Mentor aus meiner Anfangszeit, sagte, beginnt das Rennen eigentlich erst 25km nach dem Start. Dort hat man nämlich den höchsten Punkt der Strecke erreicht und sollte hoffentlich noch genügend Reserven haben, um die restlichen 30 Kilometer gut zu überstehen. Am meisten kann man dementsprechend auf der zweiten Hälfte, die außer ein paar Gegenanstiegen hauptsächlich Gefälle aufweist, herausholen. Diese Taktik sollte eigentlich auch bei mir ganz gut funktionieren, denn schließlich habe ich vor einem Jahr bei den Bergmarathonmeisterschaften am Arlberg so sicher auf der zweiten Hälfte noch mindestens 5 Plätze gut gemacht und bin dadurch auf Rang 7 gelaufen. Also... langsam anfangen. Eh klar, nach Gefühl halt.

Den Start durch den Ort wollte ich aber trotzdem gleich mal recht schnell angehen, um keine Zeit zu verlieren. Ganz vorne legte der Staffelläufer Peter Pripfl gleich mal ein Tempo vor, das natürlich keiner der Marathonläufer laufen wollte. Er war sogar zu schnell für das Führungsfahrzeug. Ich lief ein flottes Tempo, bei dem ich mich gut fühlte und fand mich am Beginn der Steigung in der Verfolgergruppe wieder. Jetzt musste ich mich drosseln. Das Stück bis Kilometer 6 ging recht gleichmäßig bergauf und ich lief sehr diszipliniert. Nun kam das erste Bergabstück und es wechselten sich Flachstücke mit Steigungen und Gefällen ab. Alles auf superschönen Trails. Da ich hier einen Läufer überholen konnte, der es zu schnell angegangen war, fand ich mich plötzlich auf Rang 3 wieder. Das verschaffte mir zusätzlich Motivation. Ich war so motiviert, dass ich einmal sogar ein Tor, über welches man normalerweise klettert, einfach wie eine Hürde übersprungen hatte. Das machte mir etwas Angst, denn es signalisierte mir, dass ich anscheinend meine Motivation doch nicht so ganz im Griff hatte. Denn wie schon erwähnt sollte das Rennen doch erst etwa ab Kilometer 25 beginnen. Kurz vor dem Pretalsattel wurde ich vom ehemals Führenden, Robert Gruber, überholt. Ich dachte mir kurz, das muss ja blöd sein, wenn man sich in so einer Position verirrt, war dann aber beeindruckt, wie souverän er sein Tempo verschärfte um kurz darauf wieder auf Andreas Rois aufzuschließen und wieder die Führung zu übernehmen. Ich lief mein Tempo weiter und konnte als dritter Marathonläufer den ersten Wechselpunkt passieren.

Es ging eigentlich richtig gut. Ich hatte ca. eine Minute auf die Läufer hinter mir herausgelaufen, aber auch vor mir konnte ich nur ab und zu jemanden erkennen. So geschah es, dass ich mich plötzlich am Ende einer Forststraße befand und versuchte den richtigen Weg zu erkennen. Aber ich fand weder Weg noch Markierung. Nach kurzem Umschauen beschloss ich, zurück zu laufen, denn da würde mir wohl jemand entgegen kommen. Und so war es dann auch. Anstatt der Forststraße weiter nach rechts zu laufen, hätte ich geradeaus in einen Waldweg laufen müssen. Insgesamt kostete mir dieses Manöver ca. 2 Minuten und ungefähr 3 Plätze. Ich dachte mir, nur die Ruhe, ich werd' die schon noch einholen. Und so war es aber nicht. Irgendwie fühlte ich mich jetzt nicht mehr so wohl und es wurde plötzlich anstrengender. Für mich war das der Anfang vom Ende für dieses Rennen. Ich kann nicht sagen, ob es besser verlaufen wäre, wenn ich mich nicht verirrt hätte. Wahrscheinlich bin ich einfach wirklich zu schnell los gelaufen.
Sackgasse

Als der Teufelssteig, ein sehr steiler Anstieg kurz vor Kilometer 25, begann, kündigten sich bei mir bereits erste Krämpfe an und ich wusste, dass diese spätestens wenn ich oben ankommen und über das unwegsame Gelände laufen müsste richtig Probleme machen würden. Und so war es auch. Ich hatte richtig damit zu kämpfen. Ich musste langsam aber doch zu Kenntnis nehmen, dass das Rennen für mich hier gelaufen war. Dort wo es eigentlich starten sollte, war es für mich vorbei. Ich kämpfte mich trotzdem noch weiter in der Hoffnung, dass ich bergab noch Plätze gutmachen könnte. Aber ich hatte das Gefühl, dass mir gemeinsam mit meiner Motivation auch meine Energie ausging. So kam es, dass mich meine Konkurrenten der Reihe nach überholten. Ich war zwar irgendwie komplett am Ende, aber dann trotzdem beeindruckt, mit welchem Tempo sie auf den anspruchsvollen Trails der Hohen Veitsch an mir vorbei liefen. Auch beim zweiten Wechselpunkt, wo ich erst mal eine Pause einlegte, um ein bisschen Banane zu essen und Cola zu trinken, wurde ich von anderen Läufern in einem Höllentempo überholt.
Foto: Erika Unger
Für mich ging es jetzt nur mehr um's Durchkommen. Das halt in einer möglichst passablen Zeit. Schließlich gab es immer noch die Möglichkeit, in der Teamwertung eine Platzierung zu machen. Alleine machte ich meinen Weg und ließ mich wohl oder übel von einem nach dem anderen überholen. An einer Labestation kam schließlich eine große Gruppe, in der sich auch Christian Ryavec befand, der auch von Krämpfen geplagt war. Somit hatte ich nun einen Leidensgenossen und gemeinsam motivierten wir uns, weiter zu laufen und dabei nicht allzu viel Zeit zu verlieren. Auf den letzten 5 Kilometern konnte er bergab noch ein schnelleres Tempo als ich laufen und setzte sich von mir ab. Da ich ohnehin weit weg von jeder Topplatzierung war, ließ ich ihn ziehen, weil ich nicht unnötig Schmerzen erleiden wollte. Im Ort wurde er ein bisschen langsamer, konnte aber trotzdem mit einem gewissen Abstand vor mir das Ziel erreichen. Was ich nicht erahnte war, dass dieser eine Platz Vorsprung für sein Team den 3. Platz bedeutete. Hätte ich vor ihm das Ziel erreicht, wären wir 3. geworden. Wäre mir das bewusst gewesen, hätte ich womöglich schon noch ein bisschen schneller können. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer und wer weiß, ob ich dadurch wirklich den einen Platz gutmachen hätte können. Bei den Meisterschaften holte ich mit meiner Zeit von 04:48:58 den 15. Platz.
Foto: Erika Unger
Trotz alledem war ich froh, dass ich endlich das Ziel erreicht hatte. Nebenbei hatte ich ja auch noch meine Bestzeit von vor 2 Jahren um eine viertel Stunde verbessert. Außerdem bin ich ehrlich gesagt doch ziemlich stolz drauf, dass ich es geschafft habe, mit Krämpfen noch 30 Kilometer bis ins Ziel zu kommen. Das zeigt mir, dass diese Distanz und die Höhenmeter an sich für mich nicht das Problem darstellen. Außerdem war es ein tolles Gefühl, bei Staatsmeisterschaften, wenn auch nur kurz, an dritter Stelle zu laufen ;-)
Foto: Erika Unger

Ergebnisse

Fotos

Auch wenn bei dem Gedanken daran, dass ich trotz perfekter Vorbereitung das Rennen verbockt habe, jedes Mal heulen könnte, bin ich froh, dass ich wieder viel gelernt habe. Zum Beispiel, dass ich beim nächsten Bergmarathon als Taktik nicht rein auf mein Gefühl vertrauen, sondern auch versuchen sollte, ein paar rationale Anhaltspunkte zu setzen, um mir meine Energie besser einzuteilen. Aber ich bin ja schließlich noch jung und habe noch öfters die Gelegenheit zu versuchen, beim Bergmarathon eine Medaille zu holen. Das nächste Mal am 10.8.2014 in Kainach...

Obwohl nun trainingsmäßig erst mal Pause angesagt ist, werde ich am Samstag noch in St. Anton am Arlberg beim Panoramalauf starten. Ihr hört also wahrscheinlich noch mal von mir, bevor es in die Sommerpause geht.